Mitwirkung | September 2019
Überbauungsordnung Weyermannshaus West (2019)
Als eines der letzten Gewerbe- und Industriequartiere Berns blieb das Gebiet Weyermannshaus West an der Grenze zum Stadtteil Bümpliz/Bethlehem lange Zeit vom Urbanisierungsdruck verschont. Dies soll sich aber nach den Plänen von Stadt, Burgergemeinde und Post bald ändern.
Das Projekt
Auf dem verkehrstechnisch bestens erschlossenen Gebiet zwischen dem Hallen- bzw. Freibad Weyermannshaus, den BLS-Geleisen sowie der Autobahn soll im Rahmen einer gross angelegten Umnutzung ein neuer Stadtteil mit Mischnutzung entstehen.
Zu bereits bestehenden Gewerbebauten sollen 800 bis 1000 Wohnungen kommen, wovon mindestens 30 % als preisgünstiger Wohnraum im Sinne der Wohn-Initiative zu Verfügung stehen soll. Zwischen den Wohnbauten sollen Begegnungszonen, kulturelle Einrichtungen, Gewerbeflächen und Läden entstehen. Dank kurzer Wege und ausgebauter ÖV-Anbindung soll das zukünftige Quartier zudem durch geringen motorisierten Privatverkehr und durch seine Aussenraumqualität punkten – wie das Projekt in der Einladung zur öffentlichen Mitwirkung durch die Stadt Bern beschrieben wird.
Konflikt- und Verbesserungspotentiale
Doch diese enorme Verdichtung – eine ähnlich dichte Bebauung weist aktuell lediglich die Altstadt auf – birgt auch Konfliktpotential. Gerade hinsichtlich der klimabedingten Zunahme von sommerlichen Hitzephasen sollte es im Sinne einer zukunftsorientierten, klimaverträglichen Stadtentwicklung liegen, die Möglichkeiten von Abkühlungsmassnahmen voll auszuschöpfen. Da dies aus Sicht von Bern bleibt grün im städtischen Vorschlag für die Überbauungsordnung nur bedingt der Fall war, hat der Verein Bern bleibt grün der Stadt im Rahmen der öffentlichen Mitwirkung (September 2019) eine Reihe von Verbesserungsvorschlägen unterbreitet.
Nebst der Implementierung poröser Oberflächenmaterialien (z.B. Kies oder Rasengitter statt Asphalt und Beton) und der Schaffung offener und zugänglicher Wasserflächen, lag der Schwerpunkt des Argumentariums auf der maximalen Begrünung von Aussenräumen, Fassaden und Dächern. Dadurch wird nicht nur die Hitzebelastung gepuffert und bei Starkniederschlag die Kanalisation entlastet, sondern gleichzeitig eine Vielzahl wertvoller ökologischer Nischen geschaffen, welche zahlreichen Insekten und Vögeln als Lebensraum dienen können.
Im Grundsatz soll also eine sogenannte «Schwammstadt» angestrebt werden, welche die Versickerung und den Rückhalt von Niederschlagswasser gewährleistet und damit die Grundlage für funktionsfähige Grünräume bereitstellt. Dies bedingt auch einer Reduktion oberirdischer Parkplätze, was nicht zuletzt der Wohnqualität von Familien zugutekommt. Ob und inwiefern wir unseren Anliegen Gehör verschaffen konnten, wird sich spätestens bei der Volksabstimmung im Laufe des Jahres 2021 zeigen.