Stadtnatur
In städtischen Siedlungsgebieten von Menschen leben seit jeher viele Pflanzen und Tiere. Doch deren Verdrängung schreitet weiter voran, auch in der Stadt Bern.
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50 Prozent zu 50 Prozent
Das Berner Stadtgebiet ist zu über 50 Prozent versiegelt ‒ es ist überbaut, asphaltiert, betoniert. Dieser Boden ist tot und ein Hindernis für wandernde Kleintiere. Nur 14 Prozent der Berner Siedlungsfläche (ohne Wald und Landwirtschaftsgebiet) besteht aus naturnahen Lebensräumen und bildet die Lebensgrundlage für unsere Tier- und Pflanzenarten. Für den langfristigen Schutz der Populationen wären jedoch 18 Prozent notwendig.
Bern bleibt grün setzt sich dafür ein, die bestehende Tier- und Pflanzenvielfalt zu erhalten und bestmöglich zu fördern. Doch für einen nachhaltigen Erfolg ist Unterstützung gefragt, denn im urbanen Siedlungsraum gibt es verschiedene Handlungsfelder mit unterschiedlichen Verantwortlichen.
Bern liegt mit rund 550 Höhenmetern in der submontanen Stufe, im Hügelvorland der Alpen. Es treffen hier natürlicherweise Pflanzen und Tiere der Voralpen mit denjenigen des tieferen Mittellandes zusammen, was eine grosse potenzielle Artenvielfalt zur Folge hat. Dieses Potenzial wird ergänzt durch das besondere warmtrockene Stadtklima, welches auch wärmebedürftigen Organismen (wie z.B. Amphibien) günstige Bedingungen bietet.
Die Aare – eine Lebensader von Bern
Die Aare ist die landschaftliche und ökologische Lebensader Berns. Der die Stadt durchziehende Aareraum prägt nicht nur die Landschaft von Bern, sondern bestimmt massgebend auch ihr ökologisches Potenzial. Das ausserhalb des Gemeindegebiets noch breite Aaretal verengt sich in der Stadt zusehends und bildet ab Beginn der Flussschleife um die Altstadt ein schmales Tal mit teilweise steilen Hängen wechselnder Expositionen. Die Aare selbst ist Lebensraum für diverse Tier- und Pflanzenarten, vernetzt aber auch – zusammen mit dem von Grünzonen durchzogenen Aarehang – zahlreiche Lebensräume miteinander.

© Alfons Ritler | alfoto.ch
Einige der Berner Lebensräume sind Relikte einer ehemaligen Kultur- und Naturlandschaft. Sie sind durch standörtliche Besonderheiten und die Aufrechterhaltung einer angepassten Pflege in mehr oder weniger ursprünglicher Form erhalten geblieben. Dazu gehören Trockenwiesen wie der Aargauerstalden, Feuchtgebiete wie die Streuwiesen um den Jordenweiher, aber auch Hecken und Säume wie in der Engehalde. Reste der ursprünglichen Naturlandschaft finden sich nur noch in steilen, rutschgefährdeten Hangwäldern entlang der Aare sowie in der Auenlandschaft des Gäbelbachdeltas.
Andere Lebensräume sind infolge der dauernden städtischen Bauprozesse neu entstanden. Dazu gehören vor allem offene Pionierflächen und weitere frühe Stadien der Vegetationsentwicklung wie Unkrautfluren und Pionierwald. Ihre Artenzusammensetzung ähnelt den Pionier- und Ruderalflächen dynamischer Auengebiete. Nur sind es in der Stadt nicht die Hochwasser, die immer wieder neue offene Flächen schaffen, sondern die menschliche Nutzung.
(Quellen: „Biodiversität in der Stadt Bern – Handbuch und Ratgeber“, Stadtgrün, 2014; Website Stadtgrün / Fachstelle Natur & Ökologie)