Stadtleben
Grüne Goodies
Sei es zum Feierabendbier im Rosengarten, am Familientreff im Monbijoupark oder auf dem Verdauungsspaziergang im Bremgartenwald – städtische Grünzonen sind mehr als nur kühle Oasen oder Biodiversitäts-Hotspots: Wo Grün ist, ist Leben! Parks, Stadtwälder und Biotope in Stadtnähe ziehen die Stadtbewohner*innen das ganze Jahr hindurch und bei jeglichen Witterungsverhältnissen an. Doch was macht diese beinahe magische Anziehungskraft aus und inwiefern wirken sich städtische Grünräume auf unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit aus?
Die positiven Einflüsse von städtischen Grün- und Naturräumen auf den Menschen (sogenannte «environmental goods») werden seit rund zwei Jahrzehnten intensiv erforscht. Ausschlaggebend dafür war bzw. ist vor allem die hohe gesellschaftspolitische Relevanz aktueller und globaler Herausforderungen wie beispielsweise der anthropogene Klimawandel, der demografische Wandel und der dadurch veränderten Bedürfnisse und Nutzungsmuster einer älteren und bunteren Gesellschaft, die Reurbanisierung der Innenstädte, die urbane Wohnraumverknappung und der damit einhergehende Druck auf Freiflächen sowie die Forderung einer nachhaltigen und gesundheitsförderlichen Entwicklung von urbanen Gebieten.
Blätterrauschen und Motorenlärm
Urbane Grün- und Naturräume wirken sich durch ihre Fähigkeiten zur Filterung und Deposition von lufthygienischen Schadstoffen an (Laub-)Bäumen (z.B. Feinstaub) oder zur Minderung der Lärmbelastung durch Streuung und Erzeugung einer selbst erzeugten Geräuschkulisse (z.B. Blätterrauschen) einerseits unmittelbar auf die menschliche Gesundheit aus («gesundheitsschützende Potenziale»). Nebst diesen direkten Effekten existiert aber noch eine Vielzahl weiterer positiver Wechselwirkungen zwischen urbanen Naturräumen und der menschlichen Psyche («mentale Gesundheit») sowie Physis («körperliche Gesundheit»; vgl. Abb. XX):
So konnte beispielsweise gezeigt werden, dass Natur- und Landschaftserlebnisse eine stressreduzierende, blutdrucksenkende und konzentrationssteigernde Wirkung haben und es dabei zu einer kognitiven Erholung kommt. Ein höheres Mass an Grünräumen im Wohnumfeld kann dem Auftreten von Angststörungen und depressiven Symptomen entgegenwirken, wobei Wälder eine besonders wichtige Rolle einzunehmen scheinen. Bezüglich körperlicher Gesundheit konnte aufgezeigt werden, dass Stadtbewohner*innen in stärker durchgrünten Quartieren seltener an kardiovaskulären und respiratorischen Krankheiten leiden und eine japanische Studie weist gar darauf hin, dass der Zugang zu städtischen Grünflächen mit einer höheren Lebenserwartung einhergeht.
Orte der Begegnung
Von besonderer Relevanz für Städte sind jedoch die sozialen Potenziale, welche Grün- und Naturräume beherbergen. In öffentlich zugänglichen Parkanlagen besteht beispielsweise die Möglichkeit, soziale Kontakte zu schliessen und zu pflegen, was sie zu zentralen Begegnungsorten macht. Dank unterschiedlicher Nutzungsansprüche und -formen (z.B. Erholung, körperliche Aktivität, Treffen und Austausch) fördern sie die Durchmischung und das Nebeneinander unterschiedlichster sozialer Gruppen (z.B. in Bezug auf Alter, Geschlecht, ethnische Herkunft), wodurch sie die Inklusion, Integration und Akzeptanz verschiedener Bevölkerungsgruppen steigern können.
In den äusserst beliebten Familiengärten («Schrebergärten») wird beispielsweise deutlich, dass städtische Grünräume ebenso als unbelastete Begegnungs- und Kommunikationsräume dienen und damit dem sozialen Zusammenhalt unter Pächter*innen und Anwohner*innen gezielt stärken können. Schlussendlich kommen diese «sozialen Potenziale» von städtischen Grün- und Naturräumen also dem Wohlbefinden und der Lebensqualität vieler Stadtbewohner*innen zugute, was sie zu einem öffentlichen Gut unschätzbaren Werts macht.
Status quo ist nicht genug
Es wird deutlich, dass der Schutz und Ausbau städtischer Grünflächen – seien sie auch noch so klein – im zentralen Interesse einer Stadt und ihrer Bewohner*innen liegen sollten. Bern bleibt grün leistet hier seit Jahrzehnten einen wichtigen Beitrag, welcher sich auch auf die Erhaltung und Förderung der Qualität von Grünräumen erstreckt.
Biodiverse und abwechslungsreich gestaltete Parks, Wälder und Biotope ermöglichen nicht nur die Steigerung des menschlichen Wohlbefindens, sondern bieten gleichzeitig auch Lebensräume für eine Vielzahl tierlicher Stadtbewohner*innen. Denn was gibt es Schöneres, als bei einem kurzen Spaziergang in der Mittagspause den Kopf zu lüften und gleichzeitig mitten in der Stadt einen Blick auf ein Rotkehlchen oder einen Buntspecht zu erhaschen?
Teilweise übernommen und ergänzt aus Claßen & Bunz 2018.